Choosing the Nothing you like

Welches Nichts bist Du?
Facebook-Psychotest: Es ist Arena-Mittwoch oder Freitag, und Du gehst trotzdem nicht früh schlafen. Warum?

1) Du willst Deine Geschichte nicht verpassen
2) Du hängst zusätzlich im Guckkasten ab.
3) Du löst Krisen und heilst Herzen
4) Du schneidest Videos für Zoom

1) Du bist eher so das kontemplative Nichts. Vor Dir ist alles Gleich, und auch das Wort Alles fügt sich Deiner sanften Überwindung. Die Mauern von Jericho sinken vor Deiner Leidenschaft in den Boden, Heideggers Sein-an-sich sickert Dir beim Gehen aus allen Poren. In der uninteressierten Aufmerksamkeit des freien Spiels der Erscheinung gibst Du der Welt ihren Zauber zurück, findest den Dharma-Leib in der Hecke am Ende des Gartens.

Du bist also einiges.

2) Du bist eher so ein diskursives Nichts. Du entziehst Dich einer Beschreibung gar nicht, weil Du selbst die Beschreibung bist. Eigentlich kann man Dich überall finden, man muss Dich nur mit lauter Stimme anrufen. Es geht Dir nicht so sehr darum, welche Bahnen Du in die Welt fräßt, sondern welches Muster sich an Deinen Rändern ergibt. Du fragst nicht danach, was man so tut, sondern wie man das dann hinterher nennt. Deine Nemesis sind die abgefuckt großen Worte für immer den gleichen Unsinn. Du hast Dich vor ein paar Jahrzehnten in der Gegenkultur niedergelassen und eine diskursiv-intime Schimpfmanns-Kameradschaft mit Dosenbier begonnen.

Du bist also einiges.

3) Du bist eher so ein politisches Nichts. Du switchst Dich durch alle Fehler des 20.Jahrhunderts und biegst immer kurz vor dem Aufprall nach noch mal ab. Du bist die Flipperkugel, die eingefroren im Tilt verharrt und die ganze Spielhalle mitten in den Midi-Klängen erstickt. Wo Deine heilsamen Hände nicht aufliegen, da brennen Schreie des Wahnsinns und der Verzweiflung durch die Gassen, es hört nur keiner, denn in Dir erst spielt sich die Urszene des Lauschens ab.

Du bist also einiges.

4) Du bist eher so das performative Nichts. Du vollziehst Dich an der Sollbruchstelle einer enttäuschten Erwartung. Du bist der Zerfall einer klaren Benennung, die Entropie der Eindeutigkeit, die Epiphanie des Mannigfaltigen. Du grenzt an den Zaunpfahl des Komischen, du löst das Erhabene mit dem Schwertstreich des Schulterzuckens, Du
verwandelst Könige und Künstler zu Menschen in Kästen zurück.

Du bist also einiges.

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